Von der Hassfigur zur Königsgemahlin: Camillas erstaunlicher Wandel
Camilla verblüfft mit ihrem Wandel von einer der meistgehassten Personen zur anerkannten Gemahlin des Königs. Wie sie das geschafft hat, erklärt Royal-Expertin Julia Melchior im Interview. Dabei verrät sie auch, welche Rolle Schönheitsoperationen spielen.
Wenn König Charles III. (74) am 6. Mai in der Londoner Westminster Abbey gekrönt wird, wird auch seine Ehefrau (seit 2005) Camilla (75) zur Königin. Damit einher geht eine unglaubliche Wandelung von der einstigen Hassfigur Nummer eins hin zur anerkannten Gemahlin des britischen Königs. Wie Camilla das geschafft hat und warum ihre Loyalität dem Königshaus gegenüber sich schon nach dem Unfalltod von Charles' erster Ehefrau, Prinzessin Diana (1961-1997), im Jahr 1997 zeigte, erklärt Royal-Expertin Julia Melchior im Interview mit spot on news. Weitere Details dazu sind auch in ihrem Film "Charles III. - Britanniens neuer König" zu sehen, der am 30. April um 23:45 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird.
Camilla hat sich von einer der meistgehassten Personen zur anerkannten Königsgemahlin gewandelt. Wie hat sie das geschafft?
Julia Melchior: Vor allem durch Loyalität. Gegenüber ihrem Mann und dem Königshaus. Sie akzeptiert, dass die Institution rund um das Staatsoberhaupt im Mittelpunkt steht und nicht ihre persönlichen Befindlichkeiten. Sie hat einen langen Atem und ein dickes Fell. Und nie hörte man ein Wort der Klage. Dabei hatte sie allen Grund dazu. Sie hat wesentlich mehr Druck und Häme von der Öffentlichkeit und den Medien erfahren als jedes andere Mitglied der Königsfamilie; Herzogin Meghan eingeschlossen.
Ebenfalls erstaunlich ist, dass auch Charles und Camilla zusammen inzwischen ein sehr populäres Paar geworden sind. Wie ist ihnen das gelungen?
Melchior: Charles und Camilla sind kein Glamourpaar und keine royalen Superstars wie Thronfolger William und seine Frau Kate - oder für andere Harry und Meghan -, aber sie sind durchaus beliebt. Es gibt natürlich eine Anti-Monarchiebewegung, die durch den Wechsel auf dem Thron auch noch einmal Aufwind bekommen hat. Aber die "Not my king"-Kampagne richtet sich nicht gegen die Personalie Charles und Camilla. Vielmehr ist es der Gegenentwurf zu "God save the king". Es geht den Gegnern um die Staatsform der Erbmonarchie und die Institution Königshaus. Da gibt es sicherlich auch Reformbedarf. Aber Charles und Camilla selbst gelten als verlässlich und fleißig. Sie haben sich die Sympathien über Jahre richtiggehend erarbeitet.
Camillas Loyalität den Royals gegenüber begann im Grunde genommen bereits nach dem Unfalltod von Prinzessin Diana im Jahr 1997...
Melchior: Das kann man so sehen. Sie hat sich nach dem Tod von Diana vollkommen zurückgezogen. Ihr war klar, dass es jetzt nicht um sie und ihr Glück mit Charles ging, sondern um Charles' Söhne, die ihre Mutter verloren haben. Und diese Fähigkeit, sich zurückzunehmen, wurde von den meisten im Nachhinein als sehr positiv bewertet.
Wie hat Camilla es wohl geschafft, den Hass ihr gegenüber zu verarbeiten?
Melchior: Sie hat erst zwanzig Jahre später einmal darüber gesprochen, wie sie sich damals fühlte. Es sei die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen, die sie ihrem ärgsten Feind nicht wünschen würde. Sie konnte das Haus nicht mehr verlassen. Wenn sie dann doch mal rausgegangen ist, wurde sie beschimpft und beworfen. Sie lebte hinter verschlossenen Vorhängen, weil vor dem Haus die Paparazzi lauerten. Ohne ihre Kinder und ihre Schwester hätte sie es nicht geschafft. Die haben ihr damals Mut gemacht.
Erstaunlich ist, dass sie dann doch ihren Frieden mit der Vergangenheit gemacht zu haben scheint?
Melchior: Dem stimme ich zu. Camilla hat eine positive Einstellung. Wer ihr persönlich begegnet, erlebt sie als eine sympathische Frau. Camilla und Charles haben lange gebraucht, um anerkannt zu werden als Paar. Und jetzt sind sie auch in ihrer Rolle angekommen. Der jüngste Staatsbesuch in Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür. Wir haben Charles und Camilla dort als König und Königin gesehen. Sie wirkten in dieser neuen Rolle nicht verkleidet, sondern strahlten Selbstsicherheit aus.
Ein interessanter Aspekt in Ihrem Film "Charles III. - Britanniens neuer König" (Arte/ZDF) ist der Hinweis darauf, dass Camilla keine Schönheitsoperationen hat machen lassen. Welchen Rückschluss auf ihre Persönlichkeit lässt das zu?
Melchior: Es ist ein Hinweis darauf, dass sie in sich selbst ruht und mit sich zufrieden ist. Sie strahlt Gelassenheit und Lebensfreude aus. Und anders als früher lieben die Fotografen Camilla inzwischen auch, weil sie ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Dafür lassen sie sie strahlen. Das muss man sich auch erstmal vorstellen: Was haben die Medien Camilla früher zugemutet - dass sie da keinen Groll hegt und stattdessen so souverän mit ihnen umgeht, ist schon bemerkenswert. Die meisten Royals haben ein Problem mit den Kameras, weil sie der permanente Begleiter sind. Camilla hat sich durch ihre Erfahrungen nicht einschüchtern lassen. Ich halte sie für eine starke und mutige Frau. Und sie weiß natürlich auch, dass die Bilder zum Geschäft gehören. Umgekehrt kann sie so aber auch das Scheinwerferlicht auf Themen werfen, die ihr wichtig sind.
Was halten Sie von den Themen, die Camilla sich als Working Royal auf die Fahnen geschrieben hat?
Melchior: Besonders erwähnenswert finde ich ihr Engagement im Kampf gegen sexuellen Missbrauch und häusliche Gewalt. Sie hätte ja auch ein leichteres Thema besetzen können, aber es hat sich so ergeben. Vor Jahren wurde sie bei einem ihrer Termine mit dem Schicksal einer Frau konfrontiert, die aufs Schlimmste Opfer häuslicher Gewalt geworden ist. Und das hat sie so beschäftigt, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, aus ihrer Position heraus etwas daran zu verändern. So wurde es eines der großen Themen, für die sie sich stark macht. Und auch das kommt in der Öffentlichkeit gut an.