Trotz Girl-Power-Walk: Darum hat GNTM seit #MeToo nichts dazu gelernt

Trotz Girl-Power-Walk: Darum hat GNTM seit #MeToo nichts dazu gelernt
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Trotz Girl-Power-Walk: Darum hat GNTM seit #MeToo nichts dazu gelernt

Nach der #MeToo Debatte sind endlich Stimmen rund um die Sexualisierung von Frauen ihren Körpern laut geworden. GNTM scheint diese Stimmen nicht gehört zu haben...

Emotionale Achterbahn, Rampenlicht und Sprüche, die unter die Gürtellinie gehen. Wer bei Germany's Next Topmodel ganz nach oben will, muss einiges aushalten.

Sexismus bei GNTM

Was hat uns die #MeToo Kampagne gelehrt? Schaut man sich GNTM an, möchte man meinen überhaupt nichts, wie media.de vergleicht! Blutjunge Mädels werden auf nichts weiter als ihren Körper reduziert, alles was zählt, ist das perfekte Foto. Halbnackt stehen sie vor der Kamera, verrenken sich, ziehen Grimassen und geben alles - nur um am Ende ein bissiges Kommentar von Heidi zu hören.

Der Preis ist hoch

Doch was ist der Preis, den die Mädchen dafür zahlen? Sie werden ständig bewertet, jedes Detail ihres Körpers wird von der Jury zerlegt und analysiert. Am Ende reicht es dann meist doch nicht für den großen Erfolg, sie bekommen kein Foto. Das Weltbild hinter GNTM ist leicht erklärt: Nur ein perfekter Frauenkörper verspricht auch Erfolg.

Der schöne Schein trügt

Genau da liegt das Problem. Die heutige Generation, und auch die nachkommenden Generationen, werden mit Castingformaten wie Germany's Next Topmodel und Deutschland sucht den Superstar groß. Und was lernt man vor allem aus diesen Sendungen? Das Gleiche wie von sämtlichen Influencern auf Instagram: Der Körper muss perfekt sein, das Gesicht und die Haut makellos. Vor allem Frauen dürfen keine Schwachstelle zeigen, denn das würde den schönen Schein trügen. Neben dem Beruf - als Beauty-Beraterin oder Sportskanone auf Youtube - gilt es den zahlreichen Followern und Zuschauern noch unter Beweis zu stellen, wie Frau mit links noch den Haushalt schmeißt und die Kinder großzieht. Nach wie vor ist das größte Glück einer Frau der sichere Hafen der Ehe!

Eine Be-(Ver)urteilung gehört dazu

Und während zahlreiche UserInnen sich von zu Hause diese perfekte und heile Welt der Topmodel, Influencer und sonstiger Superstars ansehen und sich fragen, was mit dem eigenen Leben eigentlich nicht stimmt, bleibt ihnen nur noch ein Ausweg: All die Mädchen und jungen Frauen zu be- bzw. verurteilen. Denn Heidi und Dieter haben uns schließlich gelehrt wie das geht! Wie man mit einem möglichst frechen Spruch ganze Seelen zerstört. Wenn dann mal eine aufmüpft und sagt "Ich sehe das anders" oder "Ich finde mich gut, so wie ich bin" wird sie im TV-Format gleich als die selbstgerechte "Bitch" dargestellt, die sich nicht eines Besseren belehren lässt... Dann gibt es eben diese Woche kein Foto!

Erfolg muss man sich verdienen - durch Bewertung

Solche Mädchen werden durch Kameraführung und einen manipulierenden Schnitt gerne der Lächerlichkeit preisgegeben - die Bestrafung für ein gesundes Selbstwertgefühl. Was die heutige Generation davon vor allem lernt - und da kann man ihnen ihre Insta-Oberflächlichkeit nicht zum Vorwurf machen - ist, dass es normal ist ständig beurteilt und bewertet zu werden - wenn wir mal ehrlich sind, fängt das in der Schule schon an, wenn auch in einem anderen Format. Wenn Frau Erfolg in ihrem Leben haben will und den mit einer möglichst breiten Öffentlichkeit teilen möchte, muss sie sich ständig bewerten lassen - ob ihr Aussehen, ihren Charakter, ihr Wissen oder ihre Fähigkeit als Mutter, Influencerin, Sängerin und wer nicht sonst alles noch in der Öffentlichkeit der Medienwelt herumgeistert.

Was können wir dagegen tun?

Wir als Zuseher oder User unterstützen das! Vielleicht überlegen wir zweimal, ob wir bei Staffel Nummer 15 von GNTM und DSDS und Co. wirklich nochmal einschalten... Ob wir weiterhin unter Sarah Lombardis Bild von Söhnchen Alessio schreiben, dass sie das alles falsch macht und ob wir weiter Lena Meyer-Landrut der Magersucht beschuldigen...Vielleicht - nur vielleicht - ändern wir einfach unsere Einstellung und freuen uns über den Erfolg unserer Mitmenschen und feiern sie, statt sie zu ver-/ beurteilen.