Andrea Kiewel: Darum haben ihr Freund und die Familie sie zu neuer TV-Show ermutigt
Andrea Kiewel geht Ende Dezember mit "Kiwis große Partynacht" an den Start. Wie schwer ihr die Aufzeichnung der Partyshow-Reihe angesichts des Krieges in ihrer Heimat Israel gefallen ist und warum sie sich trotzdem dazu entschieden hat, erzählt sie im Interview.
Für Moderatorin Andrea Kiewel (58), die vor vielen Jahren ihren Lebensmittelpunkt nach Israel verlagert hat, ist der Nahost-Konflikt derzeit allgegenwärtig. Trotzdem war es ihr wichtig, vor einigen Wochen nach Deutschland zurückzukehren, um einer besonderen Aufgabe nachzugehen. Sie moderiert ihre neue eigene Musikshow "Kiwis große Partynacht", die am Mittwoch, 27. Dezember (20:15 Uhr in Sat.1 und auf Joyn), Premiere feiern wird. Als Gäste mit dabei sein werden unter anderem Anastacia (55), Peter Maffay (74), PUR oder Vanessa Mai (31). Im kommenden Jahr werden drei weitere Folgen mit Auftritten von Howard Carpendale (77) oder Thomas Anders (60) zu sehen sein. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Kiewel, wie besonders die Aufzeichnungen zu den Shows für sie waren, wann sie nach Deutschland zurückkehren wird und was sie sich für Israel wünscht.
Sie haben kürzlich Ihre Showreihe "Kiwis große Partynacht" aufgezeichnet. Wie schwer ist es Ihnen gefallen, eine Partyshow zu machen angesichts der Situation für Sie in Israel?
Andrea Kiewel: Es ist mir wahnsinnig schwergefallen. Es gab etliche Momente vorher, als der Überfall und der Terror hier losgingen, dass ich dachte, ich mache das nicht. Sowohl mein Freund als auch Familie und Kollegen haben aber gesagt: "Natürlich machst du das. Auf gar keinen Fall lässt du den Terror gewinnen. Wir machen mit unserem Leben weiter und bekämpfen den Terror." Es war auch für mich wichtig, das zu machen. Das ist meine erste eigene Show und dann in so ein Fernsehstudio zu gehen und den Schriftzug "Herzlich willkommen zu Kiwis großer Partynacht" zu lesen, hat mich wahnsinnig berührt. Ich wollte mir diese Chance nicht entgehen lassen, zu zeigen, dass ich mutig sein kann und mit meinem Team zusammen etwas ganz Großartiges auf die Beine stellen kann. Ich wollte auch anderen Mut machen. Es gibt unterschiedliche Situationen im Leben, wo man sich schwach fühlt, wo man denkt, ich kann das nicht. Und dann macht man es eben trotzdem und bereut es nicht.
Wie war dann Ihr Gefühl, als Sie für die Shows in Deutschland waren?
Kiewel: Ich hatte das große Glück, sowohl von meinen Kolleginnen und Kollegen als auch von allen, die in irgendeiner Weise beteiligt waren und von vielen, die mich in Berlin angesprochen haben, die ich gar nicht kannte, auf Händen getragen zu werden. Ich habe in diesen zwei Wochen nur Liebe und Empathie erfahren. Das werde ich niemals bis zum Rest meines Lebens vergessen. Das war so eine besondere Produktion unter so besonderen Umständen. Ich ging zum Beispiel vor der ersten Show zu Howard [Carpendale, Anm. d. Red], um Hallo zu sagen. Wir kennen uns sehr lange, ich habe ihn schon oft ansagen dürfen und ich verehre ihn sehr, aber er ist jetzt keiner, dem ich um den Hals falle, wie ich das bei Nino de Angelo oder Vanessa Mai tue. Howard umarmte mich ganz fest und flüsterte mir ins Ohr, dass er ganz froh sei, mich hier in Berlin zu sehen. Da dachte ich: Selbst wenn ich lange nichts von Menschen höre, bedeutet das nicht, dass ich nicht in deren Köpfen oder Herzen bin. Dieses Gefühl von "Ich bin nicht allein" hat mich wirklich sehr berührt.
Wie sieht Ihr Alltag momentan aus?
Kiewel: Der Alltag ist ja gar kein Alltag, sondern es ist ein Tag nach dem anderen seit dem 7. Oktober. Ich versuche, irgendwie immer was zu machen. Ich hatte das große Glück, relativ schnell am Anfang eine private Initiative zu finden, in der direkt von der Armee gesagt wird, was benötigt wird. Ich kam aus Berlin mit zwei 33-Kilo-Koffern zurück und habe so was wie Stirnlampen, Laserpointer oder kleine Heizpads mitgebracht. Ich versuche die ganze Zeit, mich beschäftigt zu halten, um nicht in diese Achterbahn der Gefühle zu geraten und immer wieder die News zu checken. Ich glaube das Wort Resilienz trifft es ganz gut, der Versuch, widerstandsfähig zu bleiben und mehr oder weniger zu funktionieren. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es gelingt mir gut, es gelingt mir nicht gut. Ich weine viel, aber ich bin hier, und das ist wichtig.
War es kein Thema für Sie, wegen des Krieges mehr in Deutschland zu sein?
Kiewel: Nein, ich lebe hier, hier ist mein Zuhause, ich habe Familie hier. Das war also nie eine Frage. Im Gegenteil, ich habe noch geflucht, als es nach den Shows samstags keinen Flug zurückgab. Der Plan aktuell ist, dass ich erst für Silvester am Brandenburger Tor wieder nach Deutschland zurückkehre.
Wo sehen Sie Deutschland in der Pflicht oder was würden Sie sich wünschen?
Kiewel: Es hat gar nicht so viel mit Wünschen zu tun, sondern eher damit, uns hier nicht zu vergessen. Es bedeutet nicht, dass man die Augen verschließt und zu allem Ja und Amen sagt. Es ist jetzt aber eine Zeit ohne Aber. Jetzt gilt es zu verstehen: Terror ist nicht akzeptabel. Der Fakt, dass Babys vor den Augen der Eltern verbrannt worden sind, dass Frauen missbraucht und Menschen entführt wurden, ist nicht akzeptabel. Dass es in Deutschland möglich ist und ohne Konsequenzen bleibt, dass Anhänger dieses Terrors durch die Straßen marschieren dürfen und Parolen schreien können, dass es dieses Land nicht mehr geben soll, ist unerträglich.