Jens Riewa: Nachrichtensprecher mit Hang zum Quatsch
Seit fast 30 Jahren prägt Jens Riewa die "Tagesschau" als Sprecher. Aber auch in vielen Unterhaltungssendungen war er schon zu sehen. Er mache gerne Quatsch und werde wohl nie richtig erwachsen, sagte er erst vor Kurzem. Dabei feiert er heute schon seinen 60. Geburtstag.
Die ARD-"Tagesschau" präsentiert Jens Riewa seit 1994 stets seriös und souverän. Privat hingegen ließ er es das ein oder andere Mal ganz schön krachen. Auch beruflich ist er abseits der Nachrichtensendung für viele TV-Späße zu haben. Am 2. Juli wird er 60 Jahre alt.
"Ein lustiges Kerlchen, das auch mal die Sau rauslässt"
Vielleicht wird er an seinem Ehrentag wieder einen lustigen Clip auf seiner Instagram-Seite hochladen. Ab und zu meldet er sich von seinem Arbeitsplatz mit Videos, die ihn total verzerrt zeigen. Er sei "eigentlich ein lustiges Kerlchen, das auch mal die Sau rauslässt", offenbarte Riewa vor wenigen Monaten in der Sat.1-Show "Stars in der Manege". Als Chefsprecher der "Tagesschau" darf er das nicht zeigen - umso mehr scheint er seine gelegentlichen Ausflüge in weniger ernste Gefilde zu genießen.
Bereits seit 1991 ist Riewa für die "Tagesschau" im Einsatz. Zunächst arbeitete er als Off-Sprecher, seit 1994 steht er vor der Kamera. 1995 durfte er seine erste 20-Uhr-Sendung absolvieren. 25 Jahre später stieg er zum Chefsprecher auf und beerbte damit Jan Hofer (73), der am 14. Dezember 2020 seine letzte Ausgabe präsentierte. Riewa sei "ein sehr erfahrener und professioneller Sprecher, der auch in der neuen Funktion maßgeblich dazu beitragen wird, dass die 'Tagesschau' Deutschlands Nachrichtenmarke Nummer 1 bleibt", lobte damals NDR-Intendant Joachim Knuth (64). Anfang der 2000er sorgte er für Skandale So unkompliziert, wie es sich liest, verlief Riewas Aufstieg bei der Nachrichtensendung jedoch nicht. Zweimal stand sein Job sogar auf der Kippe. 2002 machte der Sprecher jede Menge Schlagzeilen, nachdem die "Bild" ihn mit intimen Geständnissen über seine gescheiterte Beziehung zu Sängerin Michelle (51) zitiert hatte. Dass ein seriöser Nachrichtenmann derart offen über sein Sexleben plaudert, stieß den Verantwortlichen beim NDR auf. Zwei Jahre später besuchte er privat ein Eishockey-Spiel des ERC Ingolstadt und rief einen derben Schmähgesang gegen die Iserlohn Roosters ins Stadion-Mikrofon, woraufhin es fasst zu einer Massenschlägerei gekommen wäre. Der damalige NDR-Programmdirektor Jürgen Kellermeier (1939-2009) warnte: "Solche Entgleisungen dürfen sich nicht wiederholen." Eine zweite gelbe Karte für Riewa, die er offensichtlich nicht in eine rote verwandeln wollte. Denn danach wurde es ruhiger um ihn. Vorbei die Zeiten, als man ihn mit der Hamburger Promi-Szene ausgelassen feiern sah. Sein Privatleben hält er inzwischen konsequent aus der Öffentlichkeit raus. Die Fernsehwelt und damit ein gewisses Leben im Rampenlicht stand übrigens lange auch gar nicht auf seiner Karriereplanung. Nach dem Abitur in Lübben im Spreewald ging er erstmal drei Jahr zur Nationalen Volksarmee. Danach begann er das Studium "Technologie des Bauwesens" in Dresden, das er aber abbrach. Anschließend machte er eine Ausbildung zum Fluglotsen. Bei einer Benefizveranstaltung Berliner Journalisten entdeckte ihn seine spätere Sprecherzieherin. Sie überzeugte ihn von einer Ausbildung zum professionellen Sprecher. 1988 bestand er einen Eignungstest als Nachrichtensprecher beim Radio DDR und moderierte verschiedene Sendungen. Anfang der 1990er-Jahre zog er von Berlin nach Hamburg, um das Angebot für die "Tagesschau" anzunehmen. Seitdem zählt er zu den prägenden Gesichtern des NDR und der ARD. Er moderierte Unterhaltungsformate wie "Die Deutsche Schlagerparade", präsentiert das "Hamburg Journal", arbeitet als Mediencoach und Dialog-Regisseur. Er produziert Hörbücher und ist einer der meistgebuchten Profi-Sprecher, wie es vom NDR heißt. Auch in vielen Quiz-Sendungen ist er häufiger Gast. Ausflüge in die Show-Welt Mit der Sat.1-Show "Stars in der Manege", die im Winter ausgestrahlt wurde, ging für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung. Er verriet in der Sendung: "Zirkus - ich verbinde damit ein unglaubliches Glücksgefühl. Ich mach gern Quatsch, ich lass wirklich gern das Kind im Manne raus. Ich hab' manchmal den Eindruck, ich werde nie richtig erwachsen." Dazu passt, dass er dort als Clown auftrat. Auch in der ProSieben-Show "The Masked Singer" konnte er 2021 seine Entertainer-Seite ausleben - zumindest eine Sendung lang. "Ich habe mich gefreut, der Chili ein bisschen Leben einhauchen zu dürfen. Ich fand mich wirklich extrem scharf als Chili", sagte er der Nachrichtenagentur spot on news. Allein auf die Rolle als Nachrichtensprecher lässt sich Riewa also nicht festlegen. 2016 sprach er in der NDR-Sendung "Das!" über eine weitere Nebentätigkeit außerhalb der TV-Welt: Modelscout und -manager. Dieser Job sei verantwortlich für seine Gewichtsprobleme, gestand er damals. Riewa erzählte, dass er für die Luxusmarke Armani ein Model in Sydney betreute. "Ich musste zu australischen Bürozeiten arbeiten, da ist es in Europa nun mal Nacht. Das zerrte unheimlich an den Nerven." Dank eines befreundeten Ernährungsberaters habe er 16 Kilogramm abgenommen. "Jetzt habe ich wieder mein Einstellungsgewicht von 1991 beim NDR", witzelte er.